A-Cat Saison 2016

Seit April segele ich nun für die SVMG in der A-Cat Konstruktionsklasse. Der A-Cat ist 5.5m lang, 2.3m breit und hat 14m² Segelfläche bei einem Gewicht von 75kg. Ansonsten sind alle anderen Maße freigegeben. Die Boote sind aus Carbon und erleben im Moment eine Revolution zum Foilen. Mein jetziges Boot ist von 2008 und hat noch keine Hydrofoils, sondern gerade Schwerter. Damit plane ich bis zur nächste Saison zu trainieren bevor ich dann auf ein Flugboot umsteigen werde. Trotz der enormen Geschwindigkeiten der Foiler starten alle Boote bei Klassenregatten in einem Start und einer Wertung. Moderne Boote erreichen vor dem Wind Geschwindigkeiten von 33 Knoten bei 20 Knoten Wind. Bei mir ist leider schon bei 20 Knoten Schluss. Oft sind die Bedingungen unter 3 bft noch zu holperig für die Foiler um durchzufliegen. Man muss mit so einem Flugboot auf dem Vorwindkurs mit halbem Wind anfangen Fahrtwind zu sammeln um auf die Flügel zu kommen und kann dann bei ca. 1,5 facher Windgeschwindigkeit abfallen. Fliegt man dann aber in ein Windloch muss man wieder von vorne anfangen. Darum lässt sich bis ca. 3 bft noch mit den alten Designs konkurrenzfähig gegen neue Boote segeln. Da ständig neue Foils entwickelt werden, fliegen die Boote aber schon bei immer weniger Wind konstant durch. Der Trend geht inzwischen dahin auch Rümpfe und Trampoline Aerodynamisch wie einen Flugzeugflügel zu formen da der Fahrtwind teilweise über 40 Knoten beträgt. Wer schon mal bei 8 Windstärken versucht hat mit dem Fahrrad gegen den Wind zu fahren wird wissen welchen Widerstand der Fahrtwind bewirkt. Auch wird es nächstes Jahr möglich sein am Wind zu fliegen und die ersten Manöver durch zu foilen.
Für mich war am Anfang erstmal vieles neu, die Geschwindigkeit, der viele Fah rtwind, wie schnell man reagieren muss, die filigranen Rümpfe welche nur wenig verzeihen und der Flügelmast forderten mich ordentlich. Umso besser das Gefühl wenn man es heil um den Kurs geschafft hat und oben noch oben ist.
Die Saison startete für mich nach einigen Trainings auf dem Kellersee im dänischen Middelfart, wo ich bei wenig bis mäßigen Winden mit einem 2. Platz schon sehr gut in die neue Klasse starten konnte.
Zweiter Stopp war Kappeln nach weiteren Trainings in Kiel, Malente, am Gardasee. Dort wurde nach Yardstick mit ca. 100 Booten auf einem 12nm Kurs zwischen Arnis und Lindaunis bei stürmischen Windbedingungen die Speckregatta ausgesegelt. Da ich den Kurs in ca. 45 Minuten zurücklegte war noch kein Ziel aufgebaut und ich konnte leider nicht gewertet werden. Am Sonntag wurde dann das Blaue Band der Schlei ausgetragen. Dieses führt von Kappeln bis zur Brücke nach Lindaunis und zurück. Diesmal rechnete man mit mir und der Zielponton war durchgehend besetzt. Nach einer langen Kreuz bis nach Lindaunis konnte ich mich vor eine dunkle Wolke setzen und in den Böen bis nach Kappeln bei einer gemütlichen Reisegeschwindigkeit zurück segeln. Durchschnitt 16 Knoten. Nach 1:58 war ich mit einem neuen Streckenrekord wieder in Kappeln, diesmal auch gezeitet. Nach einer Dreiviertelstunde kam das 2. schnellste Schiff eine Farr 280 ins Ziel. Ich konnte das Blaue-Gelbe Band der Schlei (schnellstes nicht ASC Schiff) und in allen Klassen nach berechneter Zeit gewinnen. Nach Kappeln ging es nach Sonderborg zur Dänischen Meisterschaft. Am ersten Tag konnte ich bei lauem Wind oft aufs Podium segeln aber nachmittags setzte frischer Wind ein und die Flugboote waren weg. Am zweiten Tag waren bis zu 20 Knoten und ordentliche Welle. Für mich ging es erstmal darum mit den neuen Bedingungen klar zu kommen, den Bug über Wasser zu halten und nicht in die vielen 505er und F18´s zu geraten die auf dem gleichem Kurs waren. Doch Murphy meinte es nicht gut mit mir, im ersten Rennen riss die Traveller-Leine, aber nach einer kurzen Reparatur konnte ich wenigstens noch die Wettfahrt zu Ende segeln und noch einige Boote wieder überholen. In der zweiten Wettfahrt hatte ich das Gefühl nun einigermaßen Kontrolle über das Boot gewonnen zu haben und beschloss in der dritten mal ein bisschen Gas zu geben. Nach einem Port-Start konnte ich die Führung bis zur Topmarke halten und fand heraus dass ich mit einer Pumptechnik im Trapez auch ohne Foils und mit deutlich weniger Gewicht einigermaßen gut durch die Welle komme. Diese Technik fand mein Mastbeschlag offenbar nicht lustig, so dass er sich kurzfristig dazu entschied mich mal besuchen zu kommen. Black hawk down. Die 4 letzten Wettfahrten musste ich dann leider aufgeben und mein Rigg sicher wieder an Land bekommen. Trotzdem konnte ich noch einen neunten Platz von 18 Booten erreichen. Im Nachhinein ist der Mast wegen einer sehr schwachen, korrodierten Schweißnaht kollabiert und ich konnte mir einen neuen stabileren Edelstahl Beschlag anfertigen lassen.
Saisonabschluss war dann Mitte Oktober die deutsche Meisterschaft in Steinhude mit 45 Booten. Darunter auch viele Segler aus der Weltspitze aus Spanien, den Niederlanden und Polen. Die Erwartungen waren also erstmal gering. Mein Ziel war in die erste Hälfte zu kommen. Ich war noch nie in so einem großen Feld im A-Cat gestartet. Am ersten Tag waren klar Foil-Bedingungen. Ich hatte am Anfang noch Schwierigkeiten mit dem Trimm meiner neuen Ruder und meinen Starts. Ich konnte aber schnell ein Gefühl für das Boot im ersten wirklichen Vergleich entwickeln. Den zweiten Tag war dann weniger Wind, so dass es nur einige Boote schafften zu Fliegen und ich konnte mit einigen Änderungen in der Lattenspannung und der Mastrotation nun die folgenden zwei Tage immer top Ten Platzierungen ersegeln. Somit konnte ich mich langsam aber sicher vom 26. auf den 12. Platz vorarbeiten und wurde insgesamt 5. Deutscher von 45 Startern. Für Nächste Saison motivierten mich besonders die Worte von Weltmeister Mischa Heemskerk der am letzten Tag zu mir kam und meinte ob ich das schon länger mache, ich würde gut segeln und gab mir noch einige Tipps wie ich mit meinem wenigen Gewicht bei viel Wind den Druck loswerde. Jetzt wird noch weiter trainiert und am Boot gebastelt, so dass die nächste Saison hoffentlich ähnlich erfolgreich weitergehen wird. Ziel ist 2017 die WM in Polen dann die Deutschen Meisterschaft am Gardasee und vielleicht 2018 zur WM nach Australien. Das Revier in Polen ist eher ein Leichtwindrevier. Ich werde also entweder mit meinem jetzigen Boot antreten oder es wird auf ein modernes Foiling Boot aus der jetzigen Saison hinauslaufen was sich schon bei wenig wind aus dem Wasser hebt und bis 2018 konkurrenzfähig bleibt. Letzteres wird nur durch Unterstützung von außen möglich sein, als Student sind die laufenden Kosten so eines Sportgerätes hoch genug. Die letzten Regatten haben aber auch gezeigt, dass noch so viele andere schöne Boote auf dem Wasser sein können. Die Flugboote stehlen allen die Aufmerksamkeit und sprechen sich überall im Hafen/Netz herum. Werbung war also schon mal uneffektiver und ich hoffe bis zum nächsten Frühjahr einige Partner an Bord holen zu können, die von den neuesten Entwicklungen im Segelsport begeistert sind.

Anhängend ein Bild vom Training in Kiel und eines neuen Foiling Bootes der neuesten Generation.

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